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Künstler: Moonspell

Album: Memorial

Erscheinungsjahr: 2006

Anspieltipp: Upon the blood of men

Autor: Markus

Mit den beiden Mitte der Neunziger ins Rennen geschickten Meisterwerken „Wolfheart“ und insbesondere „Irreligious“ haben Moonspell zwei stilprägende Langgrillen veröffentlicht, die nicht nur einen jahrelangen Gothic Metal Boom auslösten, sondern auch wie geschnitten Brot über die Ladentheke wanderten. Quasi über Nacht avancierten Fernando Ribeiro und Co. zu absoluten Stars der Düsterszene, sogar im Musikfernsehen erhielten die Jungs damals Einzug. Kein Wunder also, dass viele Fans seit dem Release dieser beiden Platten jede neue Veröffentlichung der Portugiesen an den vergangenen Großtaten messen und jede stilistische Veränderung der Band kritisch beäugen. Bisher haben sich Moonspell dem unmittelbaren Vergleich mit besagten Werken allerdings stets entzogen. Stattdessen veröffentlichte man in der Folgezeit mit „Sin/Pecado“, „The butterfly effect“ oder auch „Darkness and hope“ lieber experimentelle Platten, statt der dürstenden Anhängerschaft einen logischen „Irreligious“ Nachfolger zu präsentieren. Dieses Vorgehen stieß zwar beim Verfasser dieser Zeilen, längst aber nicht allerorts auf Gegenliebe. Viele Fans der Formation wandten sich von ihren einstigen Lieblingen ab, die Albumverkäufe blieben hinter den Erwartungen zurück. Auch wenn der 2003 ins Rennen geschickte Output „The Antidote“ wieder vermehrt metallische Luft schnupperte, eine konsequente Fortführung des einstmaligen Erfolgskonzeptes beinhaltete auch dieser Longplayer nicht. Die Schreie nach Wiederaufnahme der früheren Moonspell Stilistik wurden deshalb insbesondere bei konservativ eingestellten Hartwurstfanatikern immer lauter. Jener Klientel kann ab sofort geholfen werden, denn die neue „Memorial“ betitelte Veröffentlichung des ehemaligen südeuropäischen Exportschlagers ist - der Albumtitel deutet es bereits an - der von vielen sehnlichst herbeigewünschte Schritt zurück zu den bandeigenen Wurzeln geworden.

Tatsächlich unternehmen Moonspell anno 2006 eine Reise in ihre Vergangenheit, ohne jedoch ein bloßes Abziehbild von „Irreligious“ zu veröffentlichen. Frontcharismatiker Fernando Ribeiro benutzt seine cleane Singstimme lediglich noch ergänzend, überwiegend tönt er wie der Gehörnte Höchstselbst aus den Boxen und orientiert sich noch am ehesten an den gesanglichen Vorgaben des „Wolfheart“ Langeisens. Will heißen: Ribeiro schreit sich über weite Strecken die Seele aus dem Leib und dürfte mit seinem immer noch beachtlich anmutenden Organ so manchen Death Metal Shouter zum Stubentiger degradieren. Aber nicht nur die grabestiefen Vocals auf „Memorial“ lassen Vergleiche zu den Frühwerken der Formation angebracht erscheinen. Auch die Tatsache, dass sich unter den zwölf um ein atmosphärisches Intro ergänzten Stücken etliche waschechte Gassenhauer versteckt haben, dürfte Fans der ersten Stunde in wohliger Nostalgie schwelgen lassen. Bereits „Finisterra“ glänzt mit einem starken Refrain und lässt durch seine für Moonspell Verhältnisse eher simpel angelegte Songstruktur latente Vergleiche zu Abrissbirnen der Marke „Opium“ zu, wenngleich man heuer eine deutlich härtere Gangart als seinerzeit wählt. Das unmittelbar folgende „Memento mori“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist unüberhörbar mit Hitpotential ausgestattet und weiß durch pechschwarze Keyboards und vortrefflich in Szene gesetzte Streicher zu überzeugen. Auch bei dem mit schmachtenden weiblichen Vocals garnierten „Luna“ handelt es sich um ein äußerst atmosphärisches Stück Musik, welches einmal mehr beweist, dass Moonspell scheinbar spielend knackige Härte mit stilvollen Arrangements kombinieren können, ohne den eigentlichen Song aus den Augen zu verlieren.

Aber längst nicht alle Stücke auf „Memorial“ bohren sich beim ersten Kontakt in die Gehörgänge des Konsumenten. Vielschichtige Kompositionen wie das großartige „Upon the blood of men“ oder das klassische Instrumentalstück „Proliferation“, welches durch den Einsatz von Frauenchören eine wahrhaft gespenstische Stimmung kreiert, fordern eindringlich die Auseinandersetzung mit der gebotenen Klangkunst und beweisen zu welch großartigen Musikern die Portugiesen über die Jahre gereift sind. Moonspell verneigen sich mit Stil vor ihrer eigenen Vergangenheit, vergessen aber zu keinem Zeitpunkt neue Ideen in ihren Sound zu integrieren. Insofern kann „Memorial“ bedenkenlos jeden Metalfan ans Herz gelegt werden. Der unvermeidbare Tipp an alle ewig Gestrigen folgt natürlich auf dem Fuße: Kauft einfach dieses Album und lasst „Wolfheart“ und „Irreligious“ endlich ruhen.

 

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